Navigation und Service der Landwirtschaftlichen Rentenbank

Springe direkt zu:

Innovative Agrartechnologien sind der Schlüssel zu strategischer Ernährungssicherheit

Blogpost |

12. November 2025

Dieser Beitrag ist am 12.11.25 im Tagesspiegel Background Agrar & Ernährung erschienen.

steinbock spricht über…
Die weltweit größte Landtechnik-Messe Agritechnica in Hannover steht nicht nur für technische Innovationen in der Landwirtschaft, sondern wirft zugleich zentrale Zukunftsfragen auf: Wie gelingt der Transfer von Ideen aus der Messehalle in die landwirtschaftliche Praxis? Und wie schaffen wir es, dass Pilot- und Demonstrationsprojekte nicht in der Nische verharren, sondern flächendeckend auf Betrieben in Deutschland und Europa umgesetzt werden?

Diese Fragen sind entscheidend. Denn erst die breite Anwendung innovativer Agrartechnologien ermöglicht es, dass die Landwirtschaft auch zukünftig ihren Beitrag zur nationalen und globalen Ernährungssicherheit leisten kann.

Ernährung als Faktor für Sicherheit und Resilienz

Ernährung ist heute weit mehr als reine Versorgung – sie ist ein zentraler Faktor gesellschaftlicher Sicherheit und Resilienz. Wie Energie- oder Cybersicherheit zählt auch Ernährungssicherheit zu den grundlegenden Pfeilern einer stabilen Gesellschaft. In Zeiten von Klimawandel, Ressourcenknappheit – etwa bei Wasser, Boden oder Arbeitskräften – und zunehmend fragilen Lieferketten, nicht zuletzt infolge geopolitischer Konflikte, gewinnt die strategische Souveränität in der Lebensmittelversorgung erheblich an Bedeutung. Nicht ohne Grund zählt der Sektor Ernährung zu den neun von Bund und Ländern definierten kritischen Infrastrukturen.

Technologie als Hebel für Produktivität und Nachhaltigkeit

Um sowohl die Eigenversorgung zu stärken als auch einen Beitrag zur globalen Ernährung zu leisten, braucht es Effizienz, Produktivität und eine ganzheitliche Betrachtung der Wertschöpfungsketten – auch unter Nachhaltigkeitsaspekten.

Innovative Agrartechnologien schaffen genau diesen Spagat:

  • Präzisionslandwirtschaft etwa ermöglicht eine teilflächenspezifische Bewirtschaftung. Dünger, Pflanzenschutz und Wasser können gezielt eingesetzt werden, sodass Input reduziert wird und gleichzeitig Erträge gesichert sind.
  • Autonome Maschinen entlasten Betriebe. Robotik, automatische Saat- und Erntemaschinen sowie Drohnen ergänzen die menschliche Arbeitskraft und bieten Lösungen gegen Arbeitskräftemangel und Ressourcenengpässe.
  • KI-gestützte Wetter- und Bodendatenanalysen sowie Ertragsprognosen optimieren Erträge und helfen, Ressourcen zielgerichtet und effizient einzusetzen.
  • Biotechnologien erhöhen die Klimaresilienz. Pflanzenzüchtung und biotechnische Verfahren bieten umweltschonende Wege, die Landwirtschaft gegen klimatische Schwankungen und Schädlinge zu wappnen.

Dies sind nur einige Beispiele, die zeigen, dass Technologie zum zentralen Hebel wird: für mehr Ertrag bei geringerem Ressourceneinsatz, eine höhere Anpassungsfähigkeit an veränderte Bedingungen und gleichzeitig geringere Umweltbelastung.

Warum Potenzial ungenutzt bleibt

Trotz der Bedeutung und des großen Potenzials von Agrartechnologien bleibt vieles in diesem Bereich noch ungenutzt, weil zu wenig in die Marktreife und Implementierung innovativer Entwicklungen investiert wird. Dafür gibt es zwei Hauptursachen:

  • Landwirtinnen und Landwirte zögern, hohe Summen in neue Technologien zu investieren. Die Stimmung in der grünen Branche trübt erneut ein und wirkt sich negativ auf die Investitionsbereitschaft von Landwirtinnen und Landwirten aus. Laut Rentenbank-Agrarbarometer sind Bürokratie und mangelnde Planungssicherheit zentrale Faktoren für die Investitionszurückhaltung.
  • Eine aktuelle Studie der Rentenbank in Kooperation mit der Unternehmensberatung BCG hat gezeigt, dass die weltweiten Venture-Capital-Investitionen im Agritech-Sektor zwischen 2021 und 2023 um mehr als 70 Prozent von 53 auf 15 Milliarden US-Dollar gesunken sind. Ein Grund dafür ist, dass viele Wagniskapitalgeber den AgriTech-Sektor als schwer zugänglich bewerten und hohe Barrieren für den Markteintritt sehen.

Im Ergebnis bleiben viele Innovationen im Pilotstatus und erreichen nicht die Markteinführung – geschweige denn eine breite Umsetzung in landwirtschaftlichen Betrieben.

Hebel für mehr Dynamik

Damit Innovationen nicht in der Nische bleiben, sondern über die breite Anwendung in der Praxis relevante Wirkung entfalten können, braucht es:

  • Politische Rahmenbedingungen: Klare Fahrpläne bei Themen wie CO2-Bilanzierung, Datennutzung und Technologieeinsatz sowie Planungssicherheit – auch im Bereich der Tierhaltung – sind entscheidend. Wenn Landwirtinnen und Landwirte auf verlässliche Rahmenbedingungen vertrauen können, steigt auch ihre Bereitschaft noch mehr, in die Zukunft ihrer Betriebe zu investieren.
  • Forschung: Technologien dürfen nicht im wissenschaftlichen Elfenbeinturm verharren. Wichtig sind interdisziplinäre Netzwerke und Innovationscluster, die den Austausch zwischen Fachrichtungen und Akteuren fördern, sodass praxisnahe Lösungen entstehen. Angewandte Forschung testet neue Technologien unter realen Bedingungen und erhöht so die Chance auf erfolgreiche Umsetzung. Ein strukturierter Wissenstransfer über Informationsveranstaltungen, digitale Plattformen und Beratungsangebote macht Forschungsergebnisse verständlich und nutzbar. So trägt Forschung dazu bei, die Dynamik im Agrarsektor zu steigern und Innovationen schneller zu verbreiten.
  • Finanzierung: Damit verstärkt Kapital in zukunftsorientierte und innovative Agrartechnologien investiert wird, sind neue, fortschrittliche Finanzierungsansätze erforderlich, die gezielt privates Kapital mobilisieren. Primär geeignet sind Blended-Finance-Partnerschaften, die öffentliches und privates Kapital kombinieren, strategische Co-Investments mehrerer Kapitalgeber sowie spezialisierte AgriTech-Fonds, die gezielt den Wachstumsmarkt Landwirtschaft adressieren.

Als starker Finanzierungspartner der Branche fördert auch die Rentenbank die Entwicklung und Implementierung innovativer Agrartechnologien:

  • Im Auftrag des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat vergibt die Rentenbank Nachrangdarlehen an agrarnahe Start-ups mit innovativen Geschäftsmodellen in der Land- und Forstwirtschaft.
  • Mit unserem breiten Engagement im Venture Capital-Bereich beteiligen wir uns an Ag-Tech und Food-Tech-Fonds, die Startups finanzieren und eine Etablierung am Markt unterstützen.
  • Mit den „Zukunftsfeldern im Fokus“ fördert die Rentenbank gezielt den Einsatz wegweisender Technologien wie autonomer Maschinen, emissionsarmer Verfahren oder effizienter Bewässerungsmethoden auf landwirtschaftlichen Betrieben.
  • Durch den Zuschuss und den Zinsbonus Klimabilanz bietet die Rentenbank Anreize, Potenziale zur Emissionsreduktion und Effizienzsteigerung zu identifizieren – und im Anschluss durch Investitionen in innovative Technologien zu heben.
  • Anfang der Woche wurde zudem auf der Agritechnica eine neue Förderung der Rentenbank für die Markteinführung innovativer Antriebssysteme bei Landmaschinen, die 2026 starten soll, von Bundesagrarminister Alois Rainer verkündet. Gefördert wird der Kauf von batterieelektrisch angetriebenen Landmaschinen sowie Maschinen, die erneuerbare Biokraftstoffe nutzen. Förderfähig ist ebenso der Erwerb von erforderlicher Lade- und Tankinfrastruktur.

Gemeinsam handeln für Ernährungssouveränität

Wir müssen begreifen, dass Agrartechnologie keine Nische ist. Sie ist eine strategische Zukunftsaufgabe. Wer in Ernährungssicherheit investiert, investiert in Stabilität – wirtschaftlich, gesellschaftlich und geopolitisch. Entscheidend ist nicht die Frage, ob wir Agrartechnologien brauchen, sondern wie schnell wir sie in die Fläche bringen – durch gemeinsames Handeln von Politik, (Finanz-)Wirtschaft und Forschung.

#Agritechnica #Agrartechnologie #Ernährungssicherheit #Innovation #Landwirtschaft

Kommentare

Teilen Sie Ihre Meinung mit uns!

Bitte beachten Sie, dass die Bearbeitung und Anzeige der Kommentare
etwas Zeit in Anspruch nehmen kann. Wir bearbeiten Kommentare von
Montag bis Freitag zwischen 9 und 17 Uhr.
Wir freuen uns auf Ihre Meinung und danken Ihnen für Ihr Verständnis!

Bitte geben Sie Ihren bürgerlichen Vor- und Nachnamen vollständig ein.
Dies ist ein Pflichtfeld, bitte füllen Sie es aus Bitte überprüfen Sie Ihre Eingabe und geben Sie eine E-Mail-Adresse mit gültigem Format ein, z.B. max@mustermann.de.
Dies ist ein Pflichtfeld, bitte füllen Sie es aus
Dies ist ein Pflichtfeld, bitte füllen Sie es aus